Antweiler

Baugebiet Diethkirchenweg in Antweiler

Wer die siebte Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz am 15.02.2022 erlebt hat, konnte Zeuge oder Zeugin eines erschreckenden Beispiels der Entfremdung unseres Bürgermeisters und der Verwaltung von den Belangen der Bürger:innen unserer Stadt sein.

Worum geht es? Antweiler hat durch seine zu kleine Kanalisation und die Verrohrung des Krebsbaches seit Jahrzehnten bereits bei markanten Regenereignissen ein Überschwemmungsproblem im Zentrum des Ortes. Bei den immer häufigeren herausragenden Starkregenereignissen, die nach den Klimadaten der letzten Jahre und unter dem Eindruck der Katastrophe von 2021 neu bewertet werden müssen, ist es entsprechend schlimmer. Es wäre also dringend geboten, die vorhandenen Probleme anzugehen und den Ort für Gegenwart und Zukunft wetterfest zu machen.

Stattdessen soll nun ein Neubaugebiet entstehen. Während die Einwohner:innen noch dabei sind, die materiellen Folgen der Hochwasserkatastrophe zu beseitigen und die mentalen Folgen zu verarbeiten, sollen neue Häuser entstehen, die zusätzliche Oberfläche versiegeln und somit noch mehr Wasser in die Kanalisation leiten, obwohl nicht einmal das „normale“ Überschwemmungsproblem des Ortes gelöst wurde. Unverständnis, Ängste und auch offener Zorn sind die verständlichen Folgen.

Formal völlig richtig, wenn auch taub für den Sinn des an diesem Tag debattierten Antrags, erklärten der Bürgermeister Dr. Schick und der Fachbereichsleiter Herr Schiefer mehrfach, dass es auch Aufgabe der Bauplanung sei, „Konflikte“ wie den Hochwasserschutz zu lösen. Selbst ein Abbruch der Planung bei unlösbaren Konflikten sei möglich. Was die Anwesenden dann aber zu hören bekamen, lässt sich nur noch als empathielose Entgleisung klassifizieren. Das Thema Hochwasser sei „hochgekocht“ und es sei ja auch „das Schöne an dem Hochwasser“, dass es dieses Thema nun auf die Agenda gespült habe. Wer die weiteren Ausführungen hörte, konnte außerdem den Eindruck bekommen, dass eine Betrachtung des Antweiler Überschwemmungsproblems überhaupt nur in Verbindung mit der Realisierung des Neubaugebietes in Erwägung gezogen würde. Ohne Neubaugebiet kein „Konflikt“, ohne Konflikt keine Hilfe für Antweiler. Als der Bürgermeister, seit 1999 im Amt, dann noch versuchte, seinen Vorgänger für die Versäumnisse verantwortlich zu machen, brach von Seiten der anwesenden Antweiler Bürger:innen zynisches Gelächter aus. Da half dann auch nicht mehr, dass CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Kronenberg der Kritik entgegenwarf, dass man das schon glauben müsse, dass der „Hochwasserkonflikt“ in dem Planungsverfahren berücksichtigt werden würde. Als sein Kollege Günter Kornell in Ermangelung von Sachargumenten zum Schluss noch zu einem persönlichen Angriff in Richtung SPD-Fraktion überging, war endgültig klar: Die CDU-Fraktion will das Baugebiet um jeden Preis.
Was bleibt also nun für die Antweiler Bürger:innen? Ihre Sorgen wurden ebenso wie ihre Vorschläge zu alternativen Flächen ignoriert. Ihr seit Jahrzehnten bekanntes Überschwemmungsproblem wird als Randthema einer Neubauplanung behandelt werden. Wenn neue Daten zur Hochwasserproblematik vorliegen, dann soll es eine Bürgerversammlung geben. Und dann? Dann passiert etwas. Das muss man der CDU glauben (oder auch nicht).

Die CDU/UWV/AfD-Mehrheit hat die Weiterführung der Planung des Neubaugebiets gegen den geschlossenen Willen der Bürger:innen und der anderen Fraktionen beschlossen. Die menschlich richtige wie auch sinnvolle Reihenfolge, zunächst das Problem der Einwohner:innen zu lösen und damit auch den Ort für die Aufnahme weiterer Bürger:innen zu ertüchtigen, wurde in den Wind geschlagen. Die Verwaltung, die durchaus berechtigt die hohe Arbeitslast beklagt, muss ein Planungsverfahren vorantreiben, das ein hohes Risiko des Scheiterns und damit vergeudeter Ressourcen beinhaltet. Warum also dieses Baugebiet genau jetzt und genau dort?

An alle Bürger:innen von Antweiler: Es tut uns leid.                                      (Jan-Christoph Buchholz)

Ein Video der Einwohner:innen teilen wir an dieser Stelle sehr gerne:

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